Martin Luther

Martin Luther (geb. 10. November 1483 in Eisleben; ursprünglicher Nachname Luder; gest. 18. Februar 1546 in Eisleben) war der theologische Urheber und Lehrer der Reformation. Als zu den Augustinermönchen gehörender Theologieprofessor wollte er Fehlentwicklungen in der Katholischen Kirche durch ausschließliche Orientierung an Jesus Christus als dem fleischgewordenen Wort Gottes beseitigen. Seine Entdeckung der Gnade Gottes, seine Predigten und Schriften – besonders seine Lutherbibel – entfalteten breite Wirkung. Sie wurden von den Fürstentümern des 16. Jahrhunderts dazu genutzt, die Zentralmächte von Papst und Kaiser zurückzudrängen, und veränderten die mittelalterliche Gesellschaft nachhaltig. Unter ihrem Einfluss kam es entgegen Luthers Absichten zu einer Kirchspaltung, Bildung der Evangelisch-Lutherischen Kirche und weiterer Konfessionen des Protestantismus.

In der Lutherforschung ist umstritten, wann Luther die Gerechtigkeit Gottes entdeckte. Von der Datierung der Reformatorischen Entdeckung hängt ihre inhaltliche Näherbestimmung und Bedeutung für die beginnende Reformation mit ab.

In einer späteren Eigenaussage beschrieb Luther diesen Wendepunkt als unerwartete Erleuchtung, die er in seinem Arbeitszimmer im Südturm des Wittenberger Augustinerklosters erfahren habe. Manche datieren dieses Turmerlebnis auf die Jahre 1511 bis 1513, andere um 1515 oder um 1518, wieder andere nehmen eine allmähliche Entwicklung der reformatorischen Wende an. Unstrittig ist, dass Luther sein Erlebnis als große Befreiung empfand. In der einsamen Meditation über den Bibelvers Römer 1, 17 habe er plötzlich entdeckt, was er seit einem Jahrzehnt vergeblich gesucht hatte:

Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche aus dem Glauben kommt und zum Glauben führt; wie geschrieben steht (Hab 2, 4). Der Gerechte wird aus dem Glauben leben.

Die Lutherrose

Luthers Wappen war die „Lutherrose“. In einem Brief vom 08. Juli 1530 beschrieb er es so:
 

Das erste sollte ein Kreuz sein – schwarz – im Herzen, das seine natürliche Farbe hätte. Denn so man von Herzen glaubt, wird man gerecht … Solch Herz soll mitten in einer weißen Rose stehen, anzeigen, dass der Glaube Freude, Trost und Friede gibt … darum soll die Rose weiß und nicht rot sein; denn weiße Farbe ist der Geister und aller Engel Farbe. Solche Rose steht im himmelfarbenen Feld, dass solche Freude im Geist und Glauben ein Anfang ist der himmlische Freude zukünftig … Und um solch ein Feld einen goldenen Ring, dass solche Seligkeit im Himmel ewig währt und kein Ende hat und auch köstlich über alle Freude und Güter, wie das Gold das edelste köstlichste Erz ist …

 

Martin Luthers Werke

Martin Luthers theologisches Denken ist äußerst komplex, vielfältig, umfangreich und umfassend. Viele seiner Schriften, Predigten, Vorlesungen, Kommentare und Disputationen lassen sich nur kontextuell aus Situation, Anlass, Zweck erklären; erst in der Gesamtschau werden tragende Grundlinien seiner Theologie erkennbar.

Man teilt Martin Luthers Werke historisch-genetisch in vier Phasen ein, die jedoch nicht exakt abgrenzbar sind:

  • Entwicklung der reformatorischen Entdeckung: ca. 1509 bis 1518
  • öffentliches Hervortreten gegen herrschende römisch-katholische Lehren: ca. 1517 bis 1520
  • Abgrenzung von Mitstreitern und innerevangelischen Gegnern: ca. 1521 bis 1530
  • Spätschriften: ca. 1530 bis 1546

Systematisch wird Martin Luthers Theologie oft mit dem vierfachen Sola/Solus zusammengefasst:

  • sola scriptura: „Allein die Heilige Schrift“ sei die Quelle allen Glaubens an und Wissens von Gott und daher der kritische Maßstab allen christlichen Redens und Handelns
  • sola gratia: „Allein durch Gnade“ ohne jedes eigene Zutun werde der Mensch von Gott gerechtfertigt
  • sola fide: „Allein der Glaube“, das Geschenk (nicht: die menschenmögliche Leistung!) der Annahme des Wortes Gottes in Christus schaffe unser Heil
  • solus Christus: „Allein Jesus Christus“, der wahre Mensch und wahre Gott, schaffe durch seine stellvertretende Hingabe am Kreuz ein-für-alle-mal unsere Rechtfertigung und Heiligung, die uns im mündlichen Evangelium und im Sakrament des Abendmahls zugeeignet werde. Dies ist der tragende Grund der übrigen drei Prinzipien des reformatorischen Glaubens.